Biegen oder Brechen
Ein stolzer Baum einst trotzig sprach:
”Ich beug’ mich nicht des Sturms Gewalt
und mag mein schönes Haupt nicht neigen.”
”Das wird sich ja vielleicht bald zeigen,”
sprach drauf ein andrer, der schon alt,
”manch stolzen Baum der Sturm schon brach.”
Die Zeit verging, der Sturmwind braust,
ein Zittern ging durchs ganze Land,
wer sich nicht bog, ward bald gebrochen –,
so auch der Baum, der stolz gesprochen,
und sich dabei so mutig fand,
gebrochen in die Tiefe saust.
Ein kahler Stumpf zur Höhe zeigt,
die einst ein schöner Baum geziert.
”Es ist nun einmal so im Leben,
dem Starken muß man Ehre geben,
damit man seine eigne nicht verliert.”
Der Alte sprach’s und hat sich tief verneigt.