Der Sklave
Am blauen Meer, im fernen Land,
versteckt in Palmen und Zypressen,
ein Schloß so schön und träumend stand,
sein Name ist schon längst vergessen.
Hier herrschte stolz ein Edelmann
mit furchterregendem Gebaren,
die Hölle hier auf Erd’ begann für die,
die seine Sklaven waren.
Ein Knabe, sittsam, fromm und klug,
in holder Schönheit ohnegleichen,
schon früh die Sklavenkette trug,
als Untertane jenes Reichen.
Er war der Mutter einz’ger Sohn,
der heißgeliebt und fromm erzogen,
ein Kind noch, doch ein Sklave schon,
um seiner Kindheit Glück betrogen.
Wie sehnte sich sein Knabenherz
zurück nach seiner Mutter Hände,
die ihn beschützt vor Leid und Schmerz-
ach, wenn er sie noch einmal fände!
Zerbrochen ist der Mutter Herz,
früh ist zu ihr der Tod gekommen,
zu mächtig waren Leid und Schmerz,
weil man das Liebste ihr genommen.
Die Botschaft brachte ein Fakir,
der aus des Knaben Ort gekommen,
dem Jungen brach das Herze schier,
als er die Worte hat vernommen.
Er faltete die Hände nun,
sprach ein Gebet aus tiefstem Herzen:
”Laß, lieber Gott, die Mutter ruhn,
sie litt genug der bittren Schmerzen.”
So eilte weiter diese Zeit
mit Arbeit, Tränen, vielen Qualen,
mit Hunger und Unmenschlichkeit,
in Kerkern und in Sklavenhallen.
So fragte oft mit trübem Blick
und einem ungekannten Sehnen,
der Sklave, der sich bangt nach Glück,
mit Augen voller bittrer Tränen:
”Soll ich denn ewig Sklave sein
und ewig fremden Schmutz nur kehren?
Nie wollte ich geboren sein,
weil gar zu hart des Lebens Lehren!”
Und als der schöne Frühling dann
zum zehnten Male hat begonnen,
ward aus dem Knaben schon ein Mann,
schön wie Apoll, fromm und besonnen.
Des Sklavenherren alter Freund,
mit liebem und gar edlem Wesen,
ganz unverhofft als Gast erscheint,
von einer Krankheit zu genesen.
Der schöne Sklave ward betraut,
den Kranken Tag und Nacht zu pflegen.
Er tat es gern, sagt keinen Laut,
sein Fleiß ward beiden bald zum Segen.
Und schon nach kurzem Aufenthalt
spürt er des Jünglings reine Seele,
und äußerte den Wunsch gar bald,
daß er zum Sohn ihn sich erwähle.
Der Sklavenherr zum Freunde spricht
mit einer Stimme, die beklommen:
”Gern lasse ich den Sklaven nicht,
doch Du, mein Freund, sollst ihn bekommen.”
Es dreht sich rasch das Zeitenrad,
mit ihm das Glück und auch die Leiden,
wer heute Seelenqualen hat,
hat morgen schon die schönsten Freuden.
Jetzt war statt Sklave er ein Herr,
fand selbst nun Sklaven vor in Massen,
sein erster Wille doch war der,
die Sklaven alle freizulassen.
Wie war die Freude riesengroß
in diesen ach so bangen Herzen,
die von den Sklavenketten los,
und ledig aller Last und Schmerzen.
Als man ihm Dank genug gebracht,
sprach er mit tiefem, heil’gen Glauben:
”Ich hab’ nur Unrecht gutgemacht,
denn kein Mensch darf die Freiheit rauben.”
Es dreht sieh rasch das Zeitenrad,
mit ihm das Glück und auch die Freuden,
wer heute schöne Stunden hat,
hat morgen schon die größten Leiden.
Drum folge mir! Als freier Mann sollst
Du mein stilles Haus begehen,
und ohne schwere Ketten dann,
wirst Du die Freiheit wiedersehen.”
Des Alten Mund hat noch gebebt,
wie gerne hätt’ er Dank gesprochen,
die Freiheit hat er noch erlebt-
dann fiel er um, dis Aug’ gebrochen.
Der Sinn des Lebens
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens,
war so mancher Weg vergebens.
Hast Du erkannt den Lauf der Welt,
bist Du nur noch auf Dich gestellt.
Nur wenn Du warst ein großer Geist,
und Deine Nachwelt Dich noch preist,
dann bleibest unvergessen Du –
die andern deckt die Masse zu.
Doch hast als Namenloser Du
in der Familie Glück gefunden –
Die Suche nach dem Sinn des Lebens,
sie ist dann überwunden.