Im Alter
Man hofft, im Alter wird man weise
und liebt die Ruhe und Gelassenheit,
was lärmend uns gehetzt, wird leise,
das große Glück ist die Zufriedenheit.
Wir möchten gern in Frieden leben,
doch oftmals triumphiert der böse Streit,
er läßt die alten Herzen beben,
und hält den nächsten Schrecken schon bereit.
Wenn Haß und Abscheu Einzug halten,
des Blickes Kälte uns erschauern läßt,
dann wird die Zwietracht nur noch walten,
verlöschen wird der Liebe winz’ger Rest.
Der Haß ergreift der Seele Schwingen
und trägt uns in den Wahn der Bitterkeit,
der Liebe letzte Bande springen entzwei,
im Angesicht von Trotz und Leid.
Der Zorn in uns quält das Gewissen
und legt auf unsre Herzen bittre Schuld,
laß, Gott, die Hoffnung in uns sprießen,
schenk uns, als schönste Tugend, die Geduld!
Das Mißverständnis auszuräumen,
gelingt durch Reden, Schweigen hilft hier schlecht;
die Gunst des Augenblicks versäumen,
ist eine Sünde, die sich später rächt.
Ein liebes Wort kann so viel sagen,
das Glück und Wärme in das Herz uns trägt,
laßt alle unsre Schuld abtragen,
denn niemand weiß, wann seine Stunde schlägt.
Laß meine letzten Lebenskreise
erfassen alle, die ich so geliebt.
Glück und die Trauer ziehen leise
als bleibende Erinn’rung ins Gemüt.