Lebensabend

Der lange Tag hat Abschied schon genommen, 
zog sich zurück in die Vergangenheit. 
Ganz leise ist der Abend nun gekommen 
auf Flügeln der verborgnen Ewigkeit. 

Die Zeit wird still –, ein friedliches Besinnen 
läßt die Erinnerung vorüberzieh’n. 
Du möchtest gerne vieles neu beginnen 
und allen Schuldgefühlen weit entflieh’n. 

Voll Reue willst Versäumtes Du beklagen 
und wägst das Böse mit dem Guten ab. 
Hast Du die Last mit Würde auch getragen, 
die Dir der lange Tag zu tragen gab? 

Du möchtest vieles ungeschehen machen, 
was Du getan in wildem Übermut. 
Es hilft Dir doch kein Weinen und kein Lachen, 
was böse war, bleibt böse, Gutes gut. 

Das Herz schlägt bang, umhüllt von schweren Sorgen, 
und fragend zieht der Nächte Kühle ein. 
Wird’ s ewig Nacht, wird es ein neuer Morgen? 
Die Antwort, Herz, kennt nur mein Gott allein. 

Es eilt die Zeit, es flieht das schöne Leben, 
der Tag verging im Abendsonnenglanz. 
Du möchtest Deiner Seele Frieden geben 
und ziehst aus Deinem Leben die Bilanz.