Schicksalsmächte

Niemals kannst den Tag Du loben 
vor dem Abend, vor der Nacht, 
weil von Geistern Du umwoben, 
die schnell Unheil Dir gebracht. 

Welche Wunden sie auch schlagen, 
stets sei dies Dein Losungswort: 
”Mannhaft jedes Leid ertragen, 
sonst zieht’s Unglück nimmer fort.”
 
Trotze nur den Schicksalsmächten, 
nimm das Unglück mutig an, 
auch nach schwarzen Sturmesnächten 
bricht die Sorin’ sich wieder Bahn.
 
Drum prüfe, wer sich ewig bindet... 

Jugend wünscht sich hier auf Erden, 
recht bald Mann und Frau zu werden, 
ganz natürlich ist und war 
doch der Weg zum Traualtar. 

Ach, die Herzen rascher pochen, 
denkt man an die Flitterwochen, 
und mit einem sel’gen Blick 
träumt man von dem großen Glück. 
 

Amor wird bei ihnen sitzen, 
und Fortuna sie beschützen, 
ewig glüh’n der Sonne Schein, 
oh, sie werden glücklich sein. 

Ja, das dachten viele Leute, 
doch sie denken anders heute, 
weil verrauscht die Liebesnacht, 
und sie wieder aufgewacht. 

Wieviel bittre Tränen fließen, 
wenn sie dann erkennen müssen, 
daß es Rausch statt Liebe war, 
der geführt zum Traualtar. 

Wehe, wenn Ihr Euch gebunden, 
eh’ die Seelen sich gefunden, 
riesengroß wird dann der Schmerz, 
brechen manches schwache Herz. 

Lernt die Herzen richtig kennen, 
dann sollt Ihr das Urteil nennen: 
Wertvoll für ein bleibend Glück, 
oder für den Augenblick. 

Ist die Prüfung dann bestanden, 
werden Herzen, die sich fanden, 
nie getrübt durch falschen Schein, 
sondern immer glücklich sein.